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Montag @ 5/13/2013
(6) Liebesbekundigungen
Starters - Körper zu vermieten.


Das Leben zwischen dem 20. und dem 60. Lebensjahr wurde ausgelöscht, sodass es nur noch Kinder, Jugendliche und alte Menschen gibt. Außerdem ist die Lebensspanne inzwischen auf bis zu 200 Jahren angehoben worden. Enders, so werden die alten Menschen genannt, regieren die Welt wie Callie sie kennt. Callie selbst ist eine Starterin, eine Jugendliche die mit ihrem jüngeren Bruder Tyler in ärmlichen Verhältnissen auf der Straße lebt. Die Welt der reichen Enders ist mit dem Tod ihrer Eltern für sie in weite Ferne gerückt - da wird Tyler krank und Callie muss zusehen wo sie Geld herbekommt. Ein Unternehmen wie Prime Destinations kommt ihr da gerade recht: Sie muss ihren Körper doch nur für eine kurze Weile an reiche Enders, die einen Trip in ihre Jugend machen wollen, vermieten - schon würde es ihr und ihrem Bruder viel besser gehen. Was nach einem einfachen Job im Dienste der illegalen Body Bank aussieht, entpuppt sich jedoch als gefährlicher als erwartet - als Callie auf einmal mitten in ihrer "Vermietung" aufwacht...

Wie üblich ist die Idee die dem Roman "Starters" zu Grunde liegt genial: Körper zu vermieten, gesellschaftliche Ungleichheit (die reichen Alten bestimmen über die armen Jungen) und Schönheitswahn. Leider hapert es auch in diesem Werk teilweise an der Umsetzung, was ich an folgenden Punkten festmache (wobei nicht alle Punkte negativ zu verstehen sind):

*Fehlende Hintergrundinfos über die Entstehung einer solch ungleichen und ungerechten Gesellschaftsform - immer wider wird ein Sporenkrieg genannt in dem nur die Jüngsten und Ältesten Impfungen bekamen. Das erscheint mir aber im Laufe der Geschichte immer fadenscheiniger und unlogischer. Es kann doch nicht sein, dass wirklich niemand im mittleren Alter sich das Gegenmittel beschaffen konnte?! Auch die Technik mit der die Menschen so alt wurden, wird nicht erläutert. Außerdem ist der erwähnte Sporenkrieg zwar erst vor einem Jahr gewesen die Enders sind aber trotzdem schon bis zu 200 Jahre alt - dies ist einfach so und wird so hingenommen. Für mich ein Fragezeichen mehr.

Weiter störte mich etwas die Tatsache, dass nur wenig auf die emotionalen Folgen des Krieges auf die Enders eingegangen wird - gerade die Alten müssen doch massig "mittelalte" Menschen (Töchter, Söhne) verloren haben? Auch auf den plötzliche Drang so vieler steinalter Menschen SO jung "leben" zu wollen, wird meiner Meinung nach nicht genug eingegangen.
Die fehlende Tiefe der Hintergrundgeschichte, die ja grundlegend für die Gesellschaftsform in der der Roman spielt, ist lässt leider immer wieder Fragen aufkommen die nicht beantwortet werden und die mich persönlich etwas ärgerten. Eine gute Idee will auch gut durchdacht werden. Das ist hier leider nicht der Fall - allerdings könnten einige Fragen natürlich auch im nachfolgenden Band beantwortet werden. 

Schön, wenn Madonna sich da so sicher ist.

*Mary Sue Charaktere: Ja, leider besitzt dieses Buch sogar mehrere dieser omniösen Alleskönnergestalten. Ihnen voran die Protagonistin Callie, die von ihrem Vater das Präzisionsschießen mit der Pistole üben konnte, also quasi eine perfekte Kriegerin abgibt. Viele Gedanken macht sie sich leider auch nicht - Callie hat einige Eigenschaften aber keine wirklich herausstechende: Kreative Monologe gehören nicht dazu.
Sie sieht gut aus**, ist sportlich und sorgt sich ab- und zu um ihren kleinen Bruder. Leider reichten diese drei Eigenschaften (die so viel Tiefe besitzen wie sie dort geschrieben stehen, also quasi gar keine) nicht aus um wirklich mit ihr mitfühlen zu können. 
Wieso ist sie nun eine Mary Sue? Weil ihr einfach irgendwie alles gelingt! Nicht, dass ihr nie etwas schiefgehen würde. Doch wenn, hatte ich immer das Gefühl, dass die Autorin ihr im Nachhinein nur eine Brücke zur nächsten Storyline bauen wollte um sie besser dastehen zu lassen. 
Beispiel: Callie findet sich im Leben einer Fremden wieder - und kennt dementsprechend auch keinen der Freunde ihrer Vermieterin. Trotzdem schafft sie es im Roman ständig jemanden dort und hier zu kennen, der ihr bei der Lösung ihres aktuellen Problemes hilft. Mal ist es eine hippe Freundin, mal ein Techniker. Trotz fehlender ausgeschriebender Gespräche (ja, man könnte meinen die Autorin blendet jedes Mal wenn ein Gespräch ausführlich und interessant werden könnte, ab!) hat sie gegen Ende jede Menge Menschen auf die sie sich verlassen kann - irgendwie konnte ich das so gar nicht nachvollziehen. 
Auch wirkt Callie für ihr Alter und für das, was sie bisher erlebt hat (Verlust ihrer Eltern und das Leben auf der Straße) sehr reif. Gerade in der zweiten Hälfte des Buches war ich immer wieder erstaunt wie selten sie zögerte oder über die Konsequenzen ihrer Handlungen nachdachte. Das ist gerade bei einem so ernsten Thema (Menschenhandel, gesellschaftlich & moralische Fragen) verschenktes Potenzial und ließ ihren Charakter nur noch oberflächlicher wirken.

Die anderen Personen des Buches besitzen so gut wie gar keinen Charakter und werden nur oberflächlich mit Eigenschaften besehen. Ich hatte das Gefühl, dass das beschreibende Wesen von Atmosphäre und Wirkung auf die Charaktere der Autorin etwas abkommt - wirkliche Nähe zwischen Callie und den diversen Personen verspürte ich nie.

*Die Sprache des Buches ist schnörkellos und einfach. Das bringt die Dinge auf den Punkt. An einigen Stellen vielen mir mehrere Wörter bzw Umschreibungen, die direkt aus dem Englischen übernommen anstatt übersetzt wurden, auf.

*Die Geschichte von Startes selbst ist gut durchdacht (lässt man mal die fehlenden Hintergrundinfors über die Welt an sich weg) und überrascht mit einem Storytwist am Ende. Leider wirkt die zweite Hälfte des Buches hie- und da immer wieder etwas konstruiert, da ständig etwas passiert. Alltagsgeschehen und Ruhe findet man als Leser nur selten.

** Aussehen: Ein Stilmittel von Lissa Price. Nirgendwo im Roman findet sich eine Beschreibung von Callies Aussehen. Dies soll wahrscheinlich das Identifikationspotenzial mit der Protagonistin verstärken.



Fazit: Spannende Dystopie mit guter Idee die durch ihre schwache Umsetzung (Charaktere, Hintergrundinformationen, Sprache) ausgebremst wird.


von FÜNF Schokoröllchen.

Titel: Starters (Band 1)
Autor: Lissa Price
Verlag: Piper Taschenbuch
Seiten: 400
Erscheinungsdatum: 12. März 2012
ISBN:978-3-492-26932-2
Autorin aus: den USA
Starters ist im Piper Verlag erschienen, bestellen kann man es hier
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