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Dienstag @ 4/23/2013
(0) Liebesbekundigungen
Mondbücher, die das Leben verschieben.

 

Der zweite Teil der Trilogie des verrückten Mondes - diesmal geht es nicht um Miranda, die auf ihrem Fleckchen Erde ums Überleben kämpft, sondern um den Streber Alex. Dieser lebt mit seiner Familie in New York, das ziemlich stark von den Katastrophen betroffen ist. "NY ist eine Stadt der Armen geworden", so Alex. "Wer es sich leisten kann, ist bereits von hier weg" Leider hat er seine beiden jüngeren Schwestern am Hals: Briana und Julie, die beide genauso sehr wie er hoffen, endlich mal wieder etwas von ihren Eltern zu hören..

Das Leben der drei Geschwister könnte unterschiedlicher (zu dem von Miranda) kaum sein: Streit liegt fast immer in der Luft und die Nahrungsmittel sind ständig knapp: Sie sind sehr abhängig von der wöchentlichen Nahrungsvergabe der Stadt. Dazu wird die Luft ständig schlechter und kälter, die Leichen in den Straßen fauliger und das Überleben schwieriger. Einzige Hoffnung in ihrem Alltag ist das tägliche zur Schule gehen, denn die drei sind sich in einem doch sicher: In ihrem Glauben zu Gott.

Im Gegensatz zum ersten Teil ist der zweite Teil um Alex in der dritten Person geschrieben und man befindet sich fast ohne Umschweife mitten im Geschehen. Leider hatte ich ziemliche Probleme damit mit dem Protagonisten dieser Geschichte zu sympathisieren: Seine Familie kommt aus Puerto Rico und ist stark gläubig. Das alleine wäre ja interessant genug, doch leider kommandiert er seine Geschwister fast nur herum, denkt gar nicht daran selbst einmal den Haushalt zu schmeißen und lästert ständig über seine jüngste Schwester Julie - schnell wird er meiner Meinung nach zu einer echten Nervensäge.

Das Buch verliert damit jedoch keineswegs an Authenzität - denn was Alex alles tut, um seinen Schwestern zu helfen, macht sein Verhalten (fast) wett - auch wenn ich nicht all seine Gedankengänge und Handlungen gut heiße. Die Situation in New York bringt ihn und seine Familie an die äußersten Grenzen und ist äußerst realistisch, dramatisch und alltagsorientiert geschildert.

Furchterregender als ein Horrorfilm und dramatischer als ein Schneesturm - "Die Verlorenen von New York" steht seinem Vorgänger kaum nach, auch wenn der Protagonist Alex in mir sehr ambivalente Gefühle auslöst. Eine Empfehlung nichtsdestotrotz.


von FÜNF Monden.



Nichts ist, wie es einmal war. So in etwa beginnt Miranda nach einem Monat des Schweigens wieder ihr Tagebuch - wir sind wieder mitten im Alltagstrott ihrer Familie. Und doch ändert sich die Situation rasch - ihr verlorengeglaubter Vater taucht mit seiner neuen Frau (+ Baby) auf, und bringt zudem noch eine handvoll neuer Gesichter mit.

Gerade dank seiner düsteren Atmosphäre und Hoffnungslosigkeit die dennoch gerade die zwischenmenschlichen Seiten des Überlebens schildert, ist die "Die Welt, wie wir sie kannten" Trilogie eine der überzeugensten, die ich kenne. Und auch hierbei bleibt Susan Beth Pfeffer bei ihren Leistungen: Zwar spürt man als Leser deutlich, dass Miranda ihren hoffnungsfrohen Witz längst gegen leicht schwarzen Sarkasmus ausgetauscht hat, aber wer könnte es ihr in einer Welt ohne Sonne verübeln? Ihre Emotionalen Abgründe und Höhen sind dank Tagebuchform wieder gut nachvollziehbar und ich befand mich gedanklich stehts hinter- und bei ihr. Auch die Eintönigkeit, mit der sie sich fast schon abgefunden hat, trägt sehr zur Stimmung mit bei.
Besonders auffallend sind die stehts nüchternden und keinesfalls beschönigenden Darstellungen Mirandas - gerade diese Schnörkellösigkeit macht den Reiz des Romans aus.

Die Charaktere in diesem Band überzeugen und spiegeln makellos wieder, in welchem Zwispalt sie sich alle befinden: Einerseits versuchend ihre letzte Würde zu behalten und die Harmonie der Familie aufrecht zu erhalten, andererseits ständig am Rande ihrer Leistungsfähigkeit. Das die meisten von ihnen Teenager sind, denen ihre Jugend genommen wurde, macht die Tatsache ihres Überlebens nur noch ironischer.

Einziger Kritikpunkt des Abschlussbandes der Reihe ist für mich die Beziehung zwischen Miranda und Alex, die mir zu schnell und zu impulsiv geht. Vielleicht ist es aber auch diese Intensivität, die als Gegenpol zum sonstigen Leben stehen soll und ohne die sie nicht überleben könnten.
Zudem finde ich Alex Anstrengungen seine Schwester Julia derart beschützen zu wollen (und die Art und Weise, in der er es begründet) künstlich und nicht nachvollziehbar. Auch derartige Dialoge können nicht ganz überzeugen.

Dennoch ist "Das Leben, das uns bleibt" ein würdiger und guter Abschluss einer sehr gelungenen Reihe. Eine Hommage ans Leben mit all seinen Achterbahnfahrten und Stromausfällen.
von FÜNF Monden.

Titel: Die Verlorenen von New York & 
Das Leben, das uns bleibt (Band 1 und 2)
Autor: Susan Beth Pfeffer
Verlag: Carlsen
Seiten: 272 und 350
Erscheinungsdatum: August 2012
ISBN:  9783551582195  und 9783551582751
Aus: Amerika
Die Verlorenen von New York & Das Leben, das uns bleibt sind im Carlsen Verlag erschienen.

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