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Sonntag @ 9/02/2012
(11) Liebesbekundigungen
Take Shelter - Langeweile zieht auf.

Ein neuer Beitrag zu PeteBacks und meiner Sonntaglichen Bloggerrunde, in der wir gemeinsam den gleichen Film rezensieren. Hier findet ihr PeteBacks ganz andere Meinung.

Diesmal geht es dem Film Take Shelter - Ein Sturm zieht auf an den Kragen:
Curtis LaForche ist ein Familienvater wie er im Buche steht. Tagsüber arbeitet er zum einen hart als Bauarbeiter für seine kleine Familie, bestehend aus seiner Tochter Hannah und seiner Frau Samantha - zudem besucht er regelmäßig Gebärdensprachkurse, um besser mit seiner taubstummen Tochter, 6 Jahre alt, kommunizieren zu können. Doch dann fangen die Alpträume an - dicht, unheimliche Gewitterwolken grummeln am Himmel und dunkle Vögelschwärme ziehen umher. Die Menschen benehmen sich seltsam, um seine Familie scheint bedroht zu werden. Der Familienvater tut, was er tun muss - er fängt an seine Familie zu schützen.


Auf den ersten Blick erscheint Take Shelter wie ein spannender, psychologisch tiefgründiger und interessanter Film. Er hat auch alle Voraussetzungen dafür: Dunkle Visionen, einen Vater der nur das Beste für seine Familie will und doch in den Zwiespalt gerät. Curtis Verhaltensweisen präsentieren ihn als einen verschlossenen, aber harten Kerl. Er versucht keine Schwäche zu zeigen, indem er niemanden in seine Träume einweiht - und doch tut er alles dafür, um seine Frau und seine Tochter zu schützen. Seine Umgebung dankt ihm mit Skepsis, wieso baut der Kerl einen Sturmschutzbunker, wo das Wetter doch besser nicht sein könnte? Dann fängt auch noch seine Familie an sich gegen ihn zu stellen, die Basis für einen Psychothriller scheint gelegt. Geistesstörung oder Apokalypse, die Frage steht im Raum.


 

Und doch blieb mir Take Shelter nicht im Gedächtnis. Ich möchte sogar so weit gehen und sagen, dass ich ihn nicht authentisch genug fand. 

Fangen wir bei der auffälligsten Person an, dem Hauptcharakter Curtis: Für mich (als Frau) hatte er keinerlei Identifikationspotenzial. Seine Beweggründe werden mir nicht klar, ich verstehe nicht wieso er es nicht mal schafft  den ersten Alptraum seiner Frau Samantha zu erzählen. Was ist dabei? Was hindert ihn? Später werden die Träume schlimmer, schmerzen sogar - er wird zu einem Bettnässer. Natürlich wird es von da an für ihn immer schwerer, sich seiner Frau anzuvertrauen. Er ist zu sehr damit beschäftigt den 'harten Kerl' miemen, doch wem spielt er etwas vor? Die eine Szene, die mehr über ihn verraten könnte, in der er sich seiner Therapeutin anvertraut, wird rausgeschnitten und ist auf der DVD nur noch unter "Deleted Scenes" zu finden. Curtis Gesichtsausdruck bewegt sich ständig zwischen Ich habe Dung unter der Nase und gucke deshalb so fies und Lass mich in Ruhe keiner hat mich lieb.
Zweite Person, mit der ich mich identifizieren könnte, seine Frau Samantha. Die ewig Geduldige. Irgendwann im Film vertraut er sich ihr an und erzählt ihr die Dinge, die er bereits getan hat - doch anstatt Emotionen zu zeigen, sitzt sie nur da und starrt Luftlöcher. Sie wird nie wütend, wenn Curtis mit ihrer Tochter spricht (schon vergessen? Die Kleine ist taub. Er müsste Gebärdensprache benutzen.) oder er sie wieder abweist, obwohl sie versuchen wollte, mit ihm zu sprechen.  In der finalen Szene des Films spielt sie sogar Therapeutin, obwohl (achtung, Spoiler) sie eine Nacht im Sturmschutzbunker, mit Gasmaske und ohne Hausschuhe, ihm zu Liebe verbracht hat.  Ich verstehe sie nicht.
Dritte Person, Hannah, taubstumme Tochter der Familie. Da ich selber seit einem Dreivierteljahr die Deutsche Gebärdensprache erlerne, fand ich es sehr interessant zu merken, dass Hannah taubstumm ist. Ich war neugierig, inwiefern sich die amerikanische Gebärdensprache sich von der Deutschen unterscheidet und hoffte in dem Film zumindestens ein bisschen davon sehen zu können - doch während Väterchen fast nur mit ihr spricht und kaum das Fingeralphabet beherrscht und die Mutter sich mit ihm nur sprechend artikuliert (was wäre das für eine großartige Chance für beide die Gebärdensprache zu üben! Sprechen UND dabei Formen machen! Geht ganz einfach, Nebeneffekt: Hannah würde verstehen, worüber die beiden sprechen.) kann ich kaum etwas davon erfahren. Seltsam scheint auch Hannahs Verhalten: Obwohl eine Sechsjährige (auch gehörlos) bestimmt sehr laut und aufmerksamkeitsheischend sein kann, ist Hannah immer ruhig und lieb. Spielt alleine vor sich hin. Lächelt süß. Oder schaut traurig. Eigentlich ist es sogar unwichtig, dass Hannah taubstumm ist: Für mich erschien es mehr Mittel zum Weg, eine noch beschützungsdürftigere Tochter zu kreieren. Die Authenzität ihrer Behinderung ist nicht gegeben.

Die Musik im Film ist stimmig, auch wenn sie an vielen Stellen die Gefühle, die meiner Meinung nach nicht transportiert werden, ersetzt.

Die Angst, mit der der Film Take Shelter spielt, berührt mich nicht - da mir Curtis scheinbar heile Welt einer glücklichen amerikanischen Familie nicht überzeugend erscheint. Die Visionen des Familienvaters und seine Probleme damit sind mir daher ziemlich egal.

DREI von ZEHN Erdbeersternen.
Take Shelter - Ein Sturm zieht auf
Erschienen am: 22. März 2012
Genre: Drama, Psychothriller
Regie: Jeff Nichols
Mit: Michael Shannon, Jessica Chastain, Tova Stewart
Aus: des USA
Unwichtige Infos: Laufzeit 2 Stunden
Für: Bauarbeiter, Naivlinge, Kinderliebhaber, Familienfreunde


#Eure Meinungen zum Film? Wieso fandet ihr ihn besser/schlechter?


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