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Freitag @ 7/27/2012
(12) Liebesbekundigungen
Chernobyl Diaries - Український смерті

Ich blogge gerne über schlechte Filme. Schlecht ist dabei sehr subjektiv von mir. Aber das ist ja das schöne an meinem Blog - ich kann seitenlang lästern und niemand wird mich aufhalten :'D.
Der Film von dem ich spreche heisst übringens Chernobyl Diaries:




Eine Gruppe junger, motivierter amerikanischer Touristen in Prypjat, Urkaine, eine kleine (ausgestorbene) Stadt, in der das Reaktorunglück von Tschernobyl stattfand. Extreme-tourism nennt sich das. Gibt es wirklich. Natürlich suchten sie sich einen ganz fähigen Reiseleiter nahmen Yuri (? sieht etwas zu japanisch aus...) aus der es nicht für nötig hielt jemand drittes über die kleine Reise zu informieren, die sie unerlaubterweise in die Stadt machten...
Das eine kommt zum anderen und lustigerweise sind sie natürlich in Pripjat nicht alleine...

Fakten, die diesen Film in meinen Augen zu einem nicht empfehlenswerten Film machen:

1. Stock images. Nicht mal kleine Brocken des Filmes wurde in Prypjat gedreht. Ich verstehe ja, weshalb man keine große Filmcrew dort drehen lassen will, schließlich ist die Strahlung immer noch vorhanden - aber wenigstens in der Ukraine hätten sie drehen können! Stattdessen mussten Ungarn und Serbien herhalten, die Stadt die man im Film also sieht, ist nicht wirklich die, für die man sie halten könnte.

2. Unlogisch oder einfach nur unvorteilhaft gefilmt. In einer Szene steht die Gruppe in einem Wohnzimmer eines geräumten Gebäudes - der Fremdenführer erzählt, dass die Leute nach der Katastrophe gerade mal 5 Minuten gehabt hatten alles zusammenzupacken. Sie mussten also sprichwörtlich alles stehen & liegen lassen - das beweist auch der Raum, in dem sie sich befinden. Fotos, Teddybären, Schränke - alles scheint aus einer anderen Zeit zu sein... dann schwenkt die Kamera und man sieht die angrenzenden Räume am Rand auftauchen: leergeräumt, als wäre das Haus nie bewohnt gewesen.. Hat der Kerl nicht gerade etwas ganz anderes erzählt? Die Gruppe rennt aus dem Haus wieder raus, nachdem sie einem Bären begegenen, und der Zuschauer merkt dass das ganze Haus wie leergeräumt ist. Irgendwie kommt man sich um das bisschen Realismus, die der Film wenigstens Kulissentechnisch vorgaukelt, betrogen vor.

3. Wenn man einen Horrorfilm macht, muss man sich doch im Klaren darüber sein, dass es vor dem eigenen Film schon gefühlte 20 442 andere gab - und man irgendwie aus der Masse hervorstechen sollte. Mag es nun durch übertriebene Klischees sein, Trash oder durch Originalität. Dieser Film hat nichts von alledem. Weder nehmen sich die Charaktere Zeit nachzudenken und DANN zu handeln, noch stechen sie mit irgeneiner anderen Kreativität aus der Masse der Zombie-Slasher hervor. Sie nehmen ja nicht mal Taschenlampen auf eine derartige Expedition mit! Wenn wenigstens ein bisschen Gruppengefühl aufkäme, wäre das vielleicht noch zu verkraften.. aber нічого. Nicht mal das bekommen sie hin. Da ist es nicht wunderlich wenn mein Erdbeerliebster und ich auch kein Mitgefühl für die stereotypen Charaktere zeigen... (alle Typen sind vertreten: Der Schwächling, der Muskelprotz (stirbt als Erstes), die Blonde mit den Titten, die taffe Brünette, der Angeber und das verliebte Pärchen).


Bei Spiegel.de wurde das ganz gut zusammengefasst:

Die sechs politisch unsensiblen Katastrophen-Touristen wirken anfangs durchaus unsympathisch. Doch statt sie für ihre Ignoranz zu strafen, schwenkt der Film auf die Mitgefühlschiene um und verlässt sich darauf, dass man irgendwie doch möchte, dass die "That's so awesome"-brabbelnden Traveller ihre Reise überleben.

4. Musik. Atmosphäre. Sucht man im Film vergeblich. Auch wenn die Produzenten auf Specialeffects und aufwändige Kamerafahrten verzichten - wobei, da wären wir bei Punkt 5.

5. Anfangs hat man das Gefühl der Film würde einem vorgaukeln, ein gefilmtes Tagebuch zu sein: Es wird gezeigt wie die Amerikaner durch Europa reisen, Paris besuchen, in London rumalbern und eben alles per Handkamera aufnehmen. Später dann verschwindet dieses Element spurlos und es ist eine lediglich sehr nah am Geschehen gefilmte Geschichte. Irgendwie bekomme ich den Gedanken, dass die Macher einfach nur zu faul waren, ein Blairwitch-Project Gefühl aufkommen zu lassen und sich die Mühe zu machen, alles in Doku-Form zu filmen. Wieso aber dann der Filmtitel?

6. Horrorfilme sind selten tiefgründig. Gerade aber das Setting bei Chernobyl Diaries hätte, geschichtlich gesehen, Tiefe geboten. Nutzt der Film jedoch nicht - leere Häuserreihen und traurige Bilder sind alles, was der Film zu bieten hat. So oberflächlich, wie der Film sich abgelaufenen Klischees bedient, grenzt es fast schon an Geschmacklosigkeit - so lange ist die Katastrophe dann doch nicht her. (Spoiler: Statt Zombies gibt es in dem Film Mutanten. Strahlungs-Mutanten natürlich, die scheinbar begrenzt intelligent sind, jedenfalls deutet das der Film hin- und wieder an. Hintergründe liefert der Film aber nicht, dass wird besonders durch das hohle Ende verdeutlicht. Die Opfer der Katastrophe werden somit wieder zu Opfern, irgendwie auch makaber.)

7. Etwas, was mir persönlich aufgefallen ist. Ich bin mir nicht ganz sicher dabei, aber zumindestens kommt es mir so vor,  dass der Film immer wieder halbwegs interessante Thesen aufwirft, aber nicht weiter verfolgt. Zum Beispiel den Fremdenführer Yuri: Er scheint, bevor die Gruppe feststellt das sie festsitzt, zu zweifeln. Zum einen verwischt er die Spuren eines Lagerfeuers (oder war es doch nur Bärenkot?) und scheint von den unheimlichen Präsenzen etwas zu ahnen, zum anderen stirbt er dann aber als erstes, wobei nicht aufgeklärt wird, woran oder von wem (letzeres kann man sich jedoch denken). Sein Tod hat später keine Bedeutung mehr. Gerade der, der etwas wusste, kann es nicht erzählen - dabei war er erfrischend nicht-amerikanisch.

Letzten Endes ein sehr enttäuschender, schlechter Horrorfilm. Lasst bloß die Finger davon. 
Keinen von zehn Erdbeerpunkten.

Eure Meinung zum Film
? Kennt ihr ihn? Kennt ihr ähnlich grottige Film? Wie steht ihr zu der Tatsache, dass aus den Opfern der Tschernobyl-Katastrophe Mutanten gemacht wurde und sie nur staubige Grundlage für einen weiteren seichten Horrofilm bieten?


Chernobyl Diaries
Kinostart: 21. Juni 2012
Genre: Horror
Regie: Bradley Parker
Mit: Devin Kelley, Jonathan Sadowski, Ingrid Bolsø Berdal
Aus: den USA
Unwichtige Infos: Laufzeit 86 Minuten, FSK 16
Für: NICHT für Tschernobyl-Interssierte; Happy-End-Hasser.

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