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Dienstag @ 1/11/2011
(9) Liebesbekundigungen
Die Glasbücher der Traumfresser.

Recycelte Posts sind episch! Und da ich momentan unigestresst bin gibt es eine relativ alte Buchrezension von mir:


Schon das Cover des Buches überzeugt. Einfach unglaublich hübsch! (Wenn auch abgegriffen, durch das ständige mit mir herumgetrage.)


Um Euch nicht länger auf die Folter zu spannen (auch wenn Ihr es vermutlich noch gar nicht wisst)  möchte ich Euch heute *TADAAAA* ein Buch vorstellen. Eines, das mich die letzten Wochen sehr beschäftigt und in seinen Bann gezogen hat. Der Titel dieses sagenumwobenen Buches lautet Die Glasbücher der Traumfresser, verfasst von Gordon Dahlquist, eigentlich Bühnenautor, und kurz gesagt ist es ein Steampunk Roman. (Für alle, die nicht wissen, was das ist:  
Wikipedia-Zitat: "Steampunk (der, die, das Steampunk [Sztiii-hm-punk] ist eine hauptsächlich literarische Gattung, in der eine oftmals dystopische, zumeist im viktorianischen Zeitalter angesiedelte, kontrafaktische oder virtuelle Geschichte beschrieben wird. Steampunk wird als eine Variante der Science-Fiction bezeichnet und zählt allgemein zur Kategorie der Alternativweltgeschichten."
Protagonisten dieses Buches sind zum einen Miss Temple, eine wagemutige, stolze junge Frau, die gerade einen Korb bekommen hat - und nun herausfinden will, wieso. Dazu setzt sie sich in einen fremden Zug und landet inmitten eines Maskenballs - so weit, so gut. Doch dann wird sie dabei ertappt, und da sie ja keine Einladung besaß und sowieso nicht so aussieht, als würde sie dazugehören wird sie dabei ertappt - und erfährt von einem  unglaublichem Geheimnis. Zweiter Protagonist des Buches ist der stets rotgekleidete Kardinal Chang - den Spitznamen erhielt er durch seine schlitzaugenförmige Narbe, die er quer im Gesicht mit sich herumtragen muss. Chang ist eigentlich Auftragsmörder - nur stellt er fest, dass sein eigentliches Opfer schon tot ist, als er es findet.
Dritter Hauptdarsteller - und mein heimlicher Favorit, obwohl ich sie so gut wie alle ins Herz geschlossen habe - ist Doktor Svenson. Doktor Abelard Svenson ist Leibarzt des Mecklenburgischen Prinzen, der sich gerade in London aufhält und sich mit Heiratsabsichten rumplagt. Der Prinz, ein ziemlicher Idiot (er erinnerte mich unweigerlich an den Freund einer Freundin der eine kennt, die einen Bekannten hat der mit einem Kumpel befreundet war) ist ziemlich in die Machenschaften einer geheimen Gesellschaft verstrickt wird, die auch hinter den Ereignissen steckt, bei denen Miss Temple und Kardinal Chang unfreiwillig Zeuge wurden.
Doch anstatt nun weiteres zu verraten - was es zum Beispiel mit den Glasbücher auf sich hat, und inwiefern man Träume festhalten kann.. will ich Euch einen Vorgeschmack (eine Leseprobe, zu finden auch auf der wunderbaren Seite des Buches! Besucht sie!) geben:

"Drei Monate waren seit ihrer Ankunft im Hafen vergangen, da brachte ihr das Dienstmädchen auf einem Silbertablett Rogers Brief, verfasst auf steifem Ministeriumspapier und mit Vor- und Zuna­men unterschrieben. An diesem Morgen war es sieben Tage her, seit­dem Miss Temple, deren pochierte Eier in ihrer Silberschüssel dampf­ten, Roger Bascombe zuletzt gesehen hatte. Er war nach Brüssel beordert worden. Dann zum Landhaus seines gebrechlichen Onkels Lord Tarr. Dann hatte er dem Minister rund um die Uhr zur Verfü­gung stehen müssen, dann dem Vizeminister und schließlich, auf de­ren inständige Bitte, einer Base, die dringend diskreten Rats in Eigen­tums- und Rechtsfragen bedurft hatte. Dann jedoch war Miss Temple besagter Base - der übergewichtigen Pamela mit ihrer riesigen Pe­rücke - in einem Teesalon begegnet, genau zu einer Zeit, als Roger ihr angeblich aus einer Bedrängnis geholfen hatte. Und Pamelas ein­zige Sorge war ganz offensichtlich der Mangel an süßen Brötchen gewesen. Miss Temple war ein wenig bang ums Herz geworden. Ein weiterer Tag war ohne ein Wort von ihm vergangen. Am achten Tag dann erhielt sie beim Frühstück den Brief, mit dem Roger zu seinem großen Bedauern ihr Verlöbnis löste und der mit dem höflich zum Ausdruck gebrachten Wunsch schloss, sie möge ihm doch bitte bis an ihr Lebensende aus dem Weg gehen. Irgendeine Erklärung dafür enthielt das Schreiben nicht."

Eine solche Abfuhr hatte ihr noch niemand erteilt. Die Art und Weise der Auflösung berührte sie nicht weiter - ja, genauso hätte sie es auch gemacht (und hatte es tatsächlich bei etlichen äußerst unan­genehmen Gelegenheiten bereits getan) -, aber die Tatsache als sol­che schmerzte schon heftig. Sie hatte versucht, den Brief noch einmal zu lesen, hatte jedoch festgestellt, dass sie nur noch verschwommen sah. Einen Augenblick später wurde ihr klar, dass sie in Tränen auf­gelöst war. Sie schickte das Dienstmädchen fort und versuchte ver­geblich, eine Scheibe Toastbrot mit Butter zu bestreichen. Sie legte Toast und Messer vorsichtig zurück auf den Tisch, erhob sich und ging recht hastig zu ihrem Bett, wo sie sich zusammenrollte. Ihre zierliche Gestalt wurde von stummen Schluchzern erschüttert. "

Von vielen wurde das Buch bisher als recht undurchsichtig, kompliziert und vor allen Dingen - verworren rezensiert. Ich kann dem nur zustimmen - aber eins muss man ihm lassen: Es ist eine spannende, komplizierte, verworrene und nicht leicht zu überblickene Verschwörung, um die es in dem Buch geht. Die Charaktere sind sympathisch, beziehungsweise freundlicherweise verhassungswürdig und Dahlquists Schreibstil passt sich den viktorianischen Verhältnissen - meiner Meinung nach - recht gut an, Humor und Sarkasmus werden nicht vermisst. Tiefgang wird geliefert! Die Atmosphäre ist sehr greifbar und die etwaigen Längen zum Ende hin (die ewigen Kämpfe zum Beispiel) kann ich getrost verschmerzen. Man tritt in eine Welt ein, die man nur ungerne wieder verlässt. Und genau das liebe ich ♥ 

FÜNF von FÜNF Erdbeerpunkten!

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